Regen, Schnaps und Apfelstrudel
Nun sind wir schon eine Woche unterwegs und es gibt noch immer keinen Reisebericht. Das kann so nicht bleiben und daher ist heute der Tag für erste Neuigkeiten von unserer Reise durch Rumänien.
Am Montag den 27.05.2019 sind wir in Dresden losgefahren. Unser erstes Etappenziel Budapest erreichten wir im Regen. Das Wetter hat es auch den restlichen Nachmittag, den Abend und die ganze Nacht nicht so gut mit uns gemeint, also verbrachten wir eine erste feuchtkalte Nacht auf einem Campingplatz in der Nähe von Budapest. Am nächsten Morgen ging es, gemeinsam mit unseren Reisepartner, mit denen wir uns in Budapest verabredet haben, weiter. Unser Ziel für den heutigen Tag ist der Norden Rumäniens, auf der Suche nach besserem Wetter. Ich nehm die Pointe mal vorweg … wir wurden an diesem Tag noch nicht fündig. Was wir aber gefunden haben, ist der gemütlichste, liebevollste und süßeste Campingplatz den wir je gesehen haben. Die Zufahrt ist nur für kleine Wohnmobile und PKWs geeignet (so haben wir es am Liebsten). Am Ende des Dorfes Breb in der Region Maramures gelegen, bietet sich demjenigen Camper, der bis hierher kommt, eine Wiese mit viel Platz, Schatten spendenden Obstbäumen (nicht, dass wir es gebraucht hätten) und ein gemütliches Ensemble aus alten, in der Region typischen Holzhäusern, nicht unähnlich den Hexenhäuschen aus russischen Märchenfilmen, jedoch ohne Hühnerfuß. Alles ist so liebevoll gestaltet und die holländischen Betreiber sind wahnsinnig nett, dass wir uns sofort wohl und willkommen fühlen. Wir beschließen, trotz des unbeständigen Wetters zwei Nächte zu bleiben, um erstmal etwas zu entspannen und in Urlaubsstimmung zu kommen. Zu allem Überfluss hab ich mir auch noch eine Erkältung eingefangen und bin sehr froh über einen Faultiertag. Da wir nach der langen Fahrerei am Abend zu faul zum kochen sind, nehmen wir mit Freuden zur Kenntnis, dass es bei den Nachbarn regionale Küche gibt und man sich nur vorher zum Essen anmelden muss. Also perfekt für uns. Wir melden uns für den Abend an und freuen uns auf regionale Speisen und Getränke. Wir werden nicht enttäuscht. Uns wird ein 3-Gänge-Menü ohne viel Zauber und Schnickschnack serviert, aber dafür liebevoll, authentisch, ehrlich und lecker, es gibt auf Wunsch Wein oder Bier und es gibt SCHNAPS. Viel SCHNAPS!!! Bösen SCHNAPS!!!
Nein, ich möchte jetzt nicht behaupten, dass der Schnaps etwas mit meinem nächtlichen Unfall im Matsch unter dem Apfelbaum zu tun hatte, aber Fakt ist, der Abend endete mit einer völlig verdreckten Hose und einem verstauchten Knöchel im Dunkeln auf der Streuobstwiese. Weil mein Henning ein guter Mensch ist hat er mich aufgesammelt und in den Camper geleitet.
Für den folgenden Tag haben wir uns mit Freunden verabredet, die auf dem Campingplatz zu uns stoßen und die beiden bringen auch gleich ihre Reisepartner der letzten Woche mit. Somit sind wir eine lustige Runde von acht Personen, das abendliche Speisen- und Getränkeangebot der Nachbarn wollen wir den vieren natürlich nicht vorenthalten und melden uns gleich nochmal für das Abendessen an. Diesmal sind wir vorsichtiger mit dem Schnaps, der Abend wird dadurch aber nicht weniger lustig, nur etwas sicherer. Es gibt keinen weiteren Unfall zu verzeichnen.
Am nächsten Tag trennen wir uns von unseren Freunde, die weiter in Richtung Heimat fahren, wir klauen ihnen aber noch ihre wahnsinnig netten und unterhaltsamen Reisepartner. Theo und Angelika schließen sich uns an, da wir dasselbe Ziel haben. Tagesziel für heute ist Viseu de Sus, dort wollen wir am nächsten Tag mit der Mocanita zu fahren. Die Mocanita ist eine dampfbetriebene Schmalspurbahn, die im Jahre 1932 ursprünglichen für den Holztransport gebaut wurde, heute jedoch auch für touristischen Zwecken genutzt wird.
Wir campen auf dem Bahnhofsgelände der Mocanita, kaufen uns Bahntickets für den nächsten Tag und Angelika bäckt einen Apfelstudel. In ihrem Camper! Das ist der Knaller, es gibt frischen, warmen Apfelstrudel mit Vanilleeis und Eierlikör und dazu ein Käffchen und das hat sie uns alles einfach mal so auf dem Parkplatz einer Schmalspurbahn in Rumänien gezaubert. Wir sind begeistert und genießen unser Kaffeekränzchen. Da auch das Wetter schon den ganzen Tag wieder spinnt, finden wir alle sechs Platz im Camper von Theo und Angelika und sind trocken und glücklich.
Die Übernachtung auf dem Bahnhofsgelände ist tatsächlich besser als sie klingt. Es gibt saubere Sanitäranlagen und man wird am Morgen dezent von dem ohrenbetäubenden Pfeifen der Dampfloks geweckt. Also Alles in Allem eine romantische Angelegenheit. Die wilde Fahrt mit der Dampfeisenbahn führt uns mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit von ca. 10 km/h entlang des Flusses Vaser.
Es stinkt, es rumpelt und die Bahn pfeift laut! Am Ende des Tages sind wir alle völlig k.o..
Die Hunde sind angepisst und Finchen hat die Schnauze mal so richtig voll. Wir sind am Nachmittag zurück in Viseu de Sus und beschließen eine weitere Nacht auf dem Bahnhofsgelände zu verbringen, da es aus unserer Sicht keinen Sinn macht, am Nachmittag noch weiter zu fahren. Theo und Angelika schließen sich uns an und wir verbringen noch eine gemütlichen Abend auf dem Bahnhof.
Wir werfen den Grill an und grillen die guten Thüringer Bratwürste. Theo schmeißt die Friteuse an und wir lernen, dass ein Holländer nicht ohne Pommes leben kann. Ein perfektes Abendessen und wieder staunen wir über die Beiden, und was sie beim Camping alles zaubern.
Nach einer ruhigen Nacht trennen wir uns schweren Herzens von Theo und Angelika, natürlich nicht, ohne Handynummern und Adressen auszutauschen und fahren weiter in Richtung Sibiu (Hermannstadt).