Für und Wider des „wilden“ campens.
Das schöne Wetter ist endlich da, die Sonne scheint, so wie es sein soll, den lieben langen Tag. Es ist warm und wir haben endlich auch in Bezug auf das Wetter das Gefühl in Südeuropa zu sein.
Wir bewegen uns langsam und nur in kleinen Etappen an der Westküste der Peloponnes entlang in Richtung Süden. Die Sonnenuntergänge hier sind unfassbar kitschig und wir haben vor einigen Tagen die günstige Gelegeheit genutzt in einem Pinienwald, direkt hinter einem naturbelassenen Sandstrand (ohne Liegen, Schirmchen und Strandbar) zu campen.
Am Strand werden von Umweltschützern die Gelege, der vom aussterben bedrohten, „Unechten Karettschildkröte“ (caretta caretta) gekennzeichnet und markiert. Die frischen Spuren der erwachsenen Schildkröten, die vom Meer auf den Strand führen, sind sofort erkennbar und die fleißigen Umweltschützer sind bereits früh am morgen am Strand unterwegs um neue Nester zu markieren und kenntlich zu machen. Da der Strand kein gesperrtes Gebiet ist, soll so wohl verhindert werden, dass jemand versehentlich seinen Sonnenschirm in ein solches Gelege steckt oder Familien beim Bau ihrer Sandburgen versehentlich ein Nest ausgraben. Ich hoffe sehr, der Einsatz hilft den Schildkröten.
Natürlich haben auch wir uns, nach Einbruch der Dunkelheit, in einiger Entfernung in den Dünen auf die Lauer gelegt, um vielleicht eine Schildkröte bei ihrem Weg an Land und bei der Eiablage zu beobachten. Leider hatten wir nur so halb Glück. Eine große Schildkröte kam direkt vor uns aus dem Meer, leider hat sie sich an uns oder etwas anderem gestört und hat sich unverrichteter Dinge wieder in die Fluten zurück verzogen. Wir haben noch etwas ausgeharrt, aber als ein paar junge Griechen an den Strand kamen um ein Lagerfeuer zu machen sahen wir unsere Chancen schwinden und sind zu unserem Camper zurück.
Obwohl der Pinienwald am Strand weitläufig ist, hat man an einem solchen Ort natürlich niemals für sich allein, aber man sollte doch meinen, dass für alle genug Platz ist, ohne sich zu sehr auf die Pelle zu rücken. Wir suchen uns also ein schattiges Plätzchen zwischen zwei Pinien, natürlich in einigem Abstand zu anderen Campern und freuen uns, dass in unserer Nähe kein anderer Campingteilnehmer mehr steht, schließlich muss man ja irgendwo auch mal sein Geschäft machen und dass möglichst ohne Publikum. Auch wenn, die perfekt ausgestatteten Camper (gern auch „Weißware“ genannt) definitiv nicht unser Ding sind aber, was das Vorhandensein eines eigenen Klöchens angeht, sind die Weißwarefahrer in solchen Fällen natürlich definitiv im Vorteil. Wir haben kein richtiges Örtchen an Bord, eher so ein Notklo mit kompostierbaren Tüten, daher ist das beim wilden Camping auch gern mal so eine Sache, wenn man an einem schönen Ort nicht ganz für sich allein ist. Was soll ich sagen … es kam wie es kommen musst, als wir nach unserem nachmittäglichen Ausflug zum Strand wieder zurück zum Auto kommen haben sich in kurzem Abstand hinter uns vier Griechen mit ihren Zelten eingenistet und vorbei war es mit den entspannten Sitzungen, gut getarnt hinter Bäumen und Büschen. Hinzu kommt nun auch noch, dass die anderen wilden Campingteilnehmer im Zweifel ja auch bei ihren „Geschäften“ nicht so gut getarnt sind. Da sitzen wir also gemütlich beim Frühstück und lassen den Blick über die Dünen in Richtung Strand schweifen und da hockt er plötzlich, ein Mitcamper mit wenig Tarnung hinter einem viel zu kleinen Busch, also schnell weggeguckt und umgedreht, man will sich ja auch das Frühstück nicht vermiesen lassen. Das ist es eben das Für und Wider beim Wildcampen. Trotz dieser kleinen Einschränkungen hatten wir einen entspannten und sparsamen Tag im Pinienwald hinterm Schildkrötenstrand. Leider mussten wir am nächsten Tag wieder weiter, denn unsere Zusatzbatterie spinnt. Hatten wir am Anfang unseres Urlaubs, mit recht wenig Sonneneinstrahlung übers Solarpanel, locker für drei oder vier Tage genügend Strom für Kühlbox, Handyladung und Sonstiges, schaffen wir es jetzt gerade noch einen Tag und unsere Verbraucherbatterie ist so gut wie leer. Irgendwo hat das Ding wohl ein Macke bekommen, wir wissen nur nicht wo und wann und Henning ist super sauer, da er sich gerade bei der Elektroinstallation und der Stromversorgung richtig einen Kopf gemacht hat, um das absolut optimal zu gestalten. Das bedeutet für uns ab jetzt immer Strom am Campingplatz nutzen, wo wir vor einigen Wochen immer noch ganz entspannt abgewinkt haben: „Stromanschluss? Nein den brauchen wir nicht!“.