Campingbeobachtungen

Campingbeobachtungen

Ist man unterwegs auf Campingplätzen, sieht man die verschiedensten Menschen, wie sie ihre ganz unterschiedlichen Vorstellungen von Camping leben. Aus meiner Sicht hat Camping auch immer was mit gewollter Einschränkung bzw. Reduzierung zu tun. Unterwegs ist man reduzierter als zu Hause, hat das Wesentliche dabei und den ganzen Rest braucht man wahrscheinlich eh nicht wirklich.
Da gibt es die sehr reduzierten Camper, mit Motorad, Fahrrad oder zu Fuß mit nem winzigen Zelt und aufgrund von Platzmangel so gut wie keiner Ausrüstung. Ich ziehe meinen Hut vor so viel Beschränkung auf das Wesentliche, ich gebe zu, das wäre nicht unser Ding. Campingteilnehmer mit Auto und Zelt, haben es da schon wesentlich komfortabler. Das ist durchaus etwas, was wir auch schon gemacht haben, mit dem Auto ist man bequem unterwegs und hat Dinge, wie Tisch und Stühle dabei, die Camping erst richtig gemütlich machen. Die nächste Stufe ist dann ein Wohnmobil bzw. ein Camper oder auch ein Wohnwagen, auch hier gibts wieder alles von winzig, über mittelgroß bis sehr groß und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass so ein Wohnmobil oder, wie bei uns, ein Offroader mit Kabine, eine äußerst bequeme Angelegenheit sein kann. Man hat alles dabei was man braucht (und wahrscheinlich noch mehr), eine gewisse Grundordnung ist in der Regel vorhanden und auch haltbar (sonst treibt das Henning auf die Palme) und wenn es doch mal regnet oder etwas kälter ist, kann man drinnen sitzen und ganz dekadent die Standheizung anwerfen und sich aufwärmen. Alles in Allem eine feine Angelegenheit. Spätestens bei der sich selbst ausrichtenden Satellitenschüssel nebst Flachbildfernseher hört bei mir das Verständnis auf. Ich verstehe einfach nicht wer das braucht und warum. Ist doch gerade schön, dass ich im Urlaub mal befreit von schlechten Nachrichten aus aller Welt, RTL II oder Super RTL Reality Soaps oder grottenschlechten Spielfilmen bin. Aber auch Klaus aus Ostberlin fühlt sich in seinem sieben Meter Wohnanhänger, mit Vorzelt, Satelittenschüssel und Standklimaanlage, nach eigenen Angaben „frei wie der Wind“ und muss das auch ungebeten und ungefragt mit seiner Gitarre, hörbar für alle Ohren, zum Besten geben. Manchmal kann Camping auch furchtbar anstrengend sein. Ein Gutes hat die Satellitenschüsselfraktion aber … die schattigen Plätzchen bleiben für uns frei, da unter Bäumen oder Schatten spendenden Schilfmatten die lebensnotwendigen Fernsehschüsseln nicht auf- und ausgerichtet werden können. Aber Schatten ist ja eh nicht so wichtig, schließlich gibts ja noch die Standklimaanlage, die für Erfrischung sorgt.
Die bisher perversesten Auswüchse von Camping sind uns vor einigen Tagen auf einem Campingplatz in der Nähe von Split untergekommen. Ein englisches Wohnmobil von der Größe eines Reisebusses stand da, auf jeder Seite noch zwei Erker ausgefahren, die dem Ganzen noch mehr Platz im Innenraum verschafften, klar braucht man ja auch, wäre sonst drinnen wohl echt eng gewesen. Die Parzelle zum Reisebuswohnmobil war mit einer Sitzgruppe aus Tropenholz und zwei Liegestühlen gestaltet, der Webergrill aus der Q2000er – Serie mit Garraumerweiterung und Grillspieß war natürlich auch dabei. Logisch, wie soll man sonst auf dem Campingplatz den Goldbroiler oder die Bratwurst garen. Da man mit so einem Reisebus am Urlaubsort nur mäßig mobil ist, musste natürlich noch ein Auto mit. Schließlich muss man ja auch standesgemäß die Umgebung erkunden können. Im Falle unser campingverliebten Luxusengländers war das ein Audi SQ5 in babyblau. Wir haben uns kurz gefragt, wie wohl der Audi seinen Weg von der kühlen Insel ans sonnenverwöhnte Mittelmeer geschafft hat, da sahen wir schon den zum Bus gehörenden geschlossenen, dreiachsigen Autotrailer, der natürlich der Optik wegen, in der selben auffälligen Schwarz-Silber-Gold-Lackierung wie der Reisebuscamper gehalten war.
Ihr kennt das, wenn man auf der Autobahn an einem Autounfall vorbei fährt, man möchte nicht hinstarren, es gehört sich nicht, es hält den Verkehr auf, aber man kann irgendwie nicht anders als einen Blick zu riskieren. So ging es uns bei diesem sehr besonderen und zum Glück auch nicht alltäglichen, ziemlich perversen Auswuchs von Camping.
Letztendlich hat natürlich jeder eine eigenen Vorstellungen von Freizeit, Urlaub und Entspannung und wir wünschen allen viel Spaß bei ihrer ganz eigenen Art das Leben zu genießen. Schließlich haben wir nur dieses eine Leben.

Ein Gedanke zu „Campingbeobachtungen

  1. Liebe Carola, das ist wieder einmal wunderbar geschrieben und danke, dass Ihr uns an Euren Reisen und Gedanken dazu teilnehmen lasst … Ich hab am Campen eigentlich immer das Reduzierte gemocht – Auto + Zelt + das Notwendigste. Zu improvisieren finde ich sowieso toll … Wobei ich immer nur wenige Tage gecampt habe, auf längeren Reisen sieht das sicher schon anders aus, wenigstens nachts, wenn man nur Isomatte und Schlafsack zur Verfügung hat. Und ohne erholsamen Schlaf keen erholsamer Urlaub. Geht mir auch sonst im Urlaub so: Die Basics müssen stimmen. Bequemer Schlafplatz, ein sauberes Örtchen und ganz wichtig – ruhige Nächte ohne Lärm & Trubel rundherum. Ich hab vor Jahren mal auf einem italienischen Campingplatz übernachtet – Campingmobile dicht an dicht – und gedacht, dann hätte ich auch gleich in der Fußgängerzone der Prager Straße urlauben können … puh.

    Naja, die Geschmäcker sind halt verschieden. Und manche möchten’s im Urlaub eben ganz wie zu Hause haben, nur in anderer Umgebung, siehe jener englische Luxuslord & Co. Ich sehe im Urlaub immer, was ich eigentlich alles nicht brauche. Reduktion hat oft mit Vereinfachung zu tun, Konzentration aufs Wesentliche.

    Ich freu mich, dass die Sonne Euch gefunden hat. Oder umgekehrt. :))) Liebe Grüße, Tina

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