„Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens“

„Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens“

Schon der alte Euripides wusste das, irgendwann fast 500 Jahre vor Christus und wir wissen das jetzt auch. Nun sitzen wir hier schon seit längerem auf dem Trockenen, hier gibt’s an jeder Ecke Tee und nochmal Tee und noch mehr Tee, aber ein gutes Tröpfchen Wein oder auch nur ein ganz profanes Bier ist eher schwer zu bekommen. Wir sind einer eklatanten Fehlinformation aufgesessen, vielleicht war es ja auch eine Fehlinterpretation einer korrekten Information. Die Information lautete „Alkohol gibt es in jedem großen Supermarkt wie z.B. Carrefour“. Das stimmt auch, nur gibt es hier, südlich des hohen Atlas, so gut wie keine großen Supermärkte, auch in den größeren Städten nicht. Hätten wir das gewusst hätten wir noch ein paar Vorräte gebunkert, bevor wir über den Hohen Atlas geheizt sind. Wir ärgern uns ein wenig darüber und freuen uns um so mehr auf Griechenland. Wir hoffen unsere Leber nimmt dann ihren Dienst vollumfänglich und in gewohnter Qualität wieder auf. Für den Moment heißt es ganz klar sich bei anderen Durchschnorren!

Die letzten Tage haben wir mit alten und neuen Bekannten verbracht. Eine 4×4 Tour führt uns rund um die Stadt Talsint im Osten Marokkos. Die Rundtour mit einer Länge von 130 km (davon 76 km Offroad) ist als Eintagestour ausgewiesen. Wir planen mindestens zwei Tage dafür ein und wollen auf der Strecke übernachten. Bloß keinen Stress verbreiten. Gemeinsam mit Eric und Anke im MAN KAT starten wir in die Tour, am ersten Übernachtungsplatz stoßen später noch Bekannte der beiden in ihrem Mercedes – LKW zu uns. Die Tour hat einen mittleren Schwierigkeitsgrad, wenn man auf der richtigen Piste bleibt, was jedoch nicht immer ganz so einfach und eindeutig ist. Wir verlieren die ursprüngliche Piste immer mal wieder, was an Veränderungen in der Landschaft durch Ausspülungen nach starken Regenfällen und an landwirtschaftlicher Nutzung liegt. Aufgrund starker Verwerfungen schüttelt es uns stellenweise extrem durch, wir treffen schließlich jedoch wieder auf die richtige Piste und finden einen geeigneten Übernachtungsplatz.

Nach einer ruhigen, aber kühlen Nacht lassen wir es am nächsten Morgen entspannt angehen. Kaffee im Bett, danach ein gemütliches Frühstück, Abfahrt irgendwann zwischen 10 und 11 Uhr. Die Hundemädels schnüffeln noch ein bisschen in Gegend rum, dann fahren wir ein paar Kilometer, bis wir uns gegen 14 Uhr wieder einen Stellplatz für die Nacht suchen.  Auch hier wieder eine ruhige, aber kalte Nacht und ein entspannter Morgen.

Am folgenden Tag beenden wir unsere Tour und haben für kurze Zeit wieder Asphalt unter den Rädern. Wir trennen uns vorübergehend von Eric und Anke im MAN KAT, da die beiden noch ein anderes Ziel haben und fahren erstmal weiter mit Georg und Florence im Mercedes LKW. Wir wollen nochmal nach Süden zu den Dünen des Erg Chebbi, um uns dort wieder mit den beiden im KAT zu treffen. Für den Weg dahin wählen wir nicht die Hauptstraße, sondern entscheiden uns für eine der Nebenstraßen, dass wir hier auf einer anspruchsvollen Piste landen würden, hätten wir nicht gedacht, das war definitiv nicht der Plan. Die Strecke fängt recht vielversprechend, als gute Schotterstrecke, an wird aber zunehmend anspruchsvoller. Tiefe Ausspülungen in der Strecke lassen uns nur langsam vorwärts kommen, für die Überquerung eines Bergkamms benötigen wir für ca. 2km Strecke eine ganze Stunde. Es geht steil hinauf und auf der anderen Seite steil wieder runter. Der Weg ist steinig, es gibt hohe Stufen, tiefe Löcher und extreme Verwerfungen, bei denen wir höllisch aufpassen müssen uns nicht zu sehr aufzuschaukeln. Es geht in weniger als Schrittgeschwindigkeit den Berg runter. Immer wieder gehen Henning und Georg zu Fuß vor, um die Strecke zu checken und zu schauen, ob und wie wir am besten da runter kommen. Nachdem wir den Berg hinter uns gelassen haben, suchen wir uns einen Übernachtungsplatz.

Wir sind alle k.o. und machen Schluss für heute. Georg spendiert dankenswerterweise ein kühles Bier. Am nächsten Morgen geht es anspruchsvoll weiter, immer wieder müssen wir auf Umfahrungen zur ursprünglichen Piste ausweichen, da die Auswaschungen auf der eigentlichen Strecke zu tief sind. Als wir wieder auf Asphalt treffen, stellen wir erfreut fest, dass wir tatsächlich eine Bombenabkürzung genommen haben. Es waren locker 40 km weniger als auf Asphalt und hat auch nur ein Tag länger gedauert als gedacht. Angesichts dieser Erkenntnis können wir nicht anders als uns vor Lachen zu biegen. Vielen Dank an Georg und Florence, es war zwar eine anstrengende Piste, aber auch ein wirklich schöner Tag mit euch.

Am folgenden Tag fahren wir erstmal allein weiter zum Erg Chebbi, wir wollen nochmal zum Campingplatz in Merzouga. Wir müssen Trinkwasser auffüllen, mal wieder Wäsche waschen und werden dort dann auf die anderen warten. Des Weiteren hat die ein oder andere Nacht auf dem Campingplatz auch noch einen entscheidenden Vorteil, nämlich den, dass man nicht belästigt, genervt und angebettelt wird.  

Wir haben leider feststellen müssen, dass es in Marokko grundsätzlich so ist das, wenn du denkst du bist ganz allein irgendwo im nirgendwo, immer jemand irgendwo her kommt. Sie fragen nach Alkohol, Zigaretten, Benzin, Geld, Kleidung, Essen oder ganz unverhohlen einfach nach einem Geschenk. Auf unserer Rundtour im Hinterland waren Frauen und Kinder oft zurückhaltend und freundlich, freuen sich über ein paar Süßigkeiten oder Gebäck und gingen dann wieder ihres Weges. Unserer Erfahrung nach sollte man sich jedoch hüten bettelnden Kindern in den Städten etwas zu geben, schnell sieht man sich von 15, 20 oder mehr Kindern umringt, denen jegliches Gefühl für Distanz fehlt und die dir völlig unverhohlen extrem auf die Pelle rücken. Einige Männer waren teilweise sehr penetrant, nervig und lästig und nur schwer wieder loszuwerden. Ein junger Mann mit zwei Sloughis (nordafrikanische Windhunde), die selbst für Windhunde sehr dürr waren, bedankte sich, nachdem wir den beiden Hunden Futter und Wasser gegeben hatten und ging wieder. Zwei weitere Männer mit Motorrad waren da deutlich schwerer loszuwerden. Sie meinten, dass sie kein Geld hätten und fragten nach Benzin, Kleidung und Schuhen, da wir damit nicht dienen konnten, wollten sie einfach ein Geschenk. Mit Gebäck und Wasser waren sie nur so halb zufrieden unser Fernglas hatte es ihnen angetan. Das wollten wir nicht rausrücken, da wollte einer der beiden es uns abkaufen und zog 1000 Dirham (ca. 100€) aus der Tasche. Da fällt einem echt nix mehr ein! Schnorren einen nach allem möglichen an, haben aber, für hiesige Verhältnisse, einen Haufen Geld in der Tasche. Vielleicht ist die penetrant nervige Bettelei für Manche nur eine Art Zeitvertreib. Leider gibt es aber auch die Menschen, die wirklich nichts haben und sich freuen, wenn man ihnen etwas gibt, leider neigt man ab einem gewissen Punkt dazu von allen nur noch genervt zu sein und jegliche Annährung skeptisch zu beäugen.

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