Runter von der (Halb)Insel!

Runter von der (Halb)Insel!

Wir haben genug von der Peloponnes! Strand, Meer, Sonnenschein, alles ganz nett, aber irgendwann reicht es auch. Es ist eben immer irgendwie gleich und für mich als bekennendes „Nicht – Badebärchen“ ist es schon länger gut mit Strand und Meer und dem Kram. Dem Auge fehlt es an Abwechslung und die Campingplätze sind größtenteils auch nicht so unser Ding. Irgendwas ist ja immer … entweder die Parzellen sind superklein und die Camper drängen sich dicht an dicht. Oder die Sanitärenanlagen haben einen Pflege- und Sauberkeitszustand, bei dem einem alles vergeht. Und dann gibt es da noch die Campingplätze mit der lauten Dauerbeschallung von der ach so lustigen und hippen Beachbar. Was soll ich sagen, die Peloponnes ist eben für uns nicht so das Richtige.
Hinzu kommt, dass sich die Macken am dicken Toyota mehren. Unsere Zusatzbatterie für die Stromversorgung des Campers scheint definitv ihr Leben auszuhauchen und ohne Stromversorgung vom Campingplatz geht da in kürzester Zeit nichts mehr. Das Fenster auf der Fahrerseite möchte nur noch mit „Sie“ angesprochen werden und auf keinen Fall darf es zu weit runter gelassen werden, sonst geht es nicht mehr nach oben. Die Gasanlage hat Aussetzer seit wir in Albanien mal „schlechtes“ Gas getankt haben und nach ausführlicher Internetrecherche ist Henning zu dem Schluss gekommen, dass der Gasfilter zugesetzt ist und somit verlässt sie uns immer mal wieder und der Motor fängt im Gasbetrieb zu stottern an. Mit Vorliebe passiert das natürlich beim Überholen oder beim bergauf fahren, eben immer dann, wenn mal ein bisschen Leistung gefragt ist.

Wir verlassen die Halbinsel über Korinth, zumindest wollen wir uns nochmal ansehen, was die Baumeister hier geleistet haben, um die eigentlich, geographische Halbinsel Peloponnes vom griechischen Festland abzutrennen. Der Kanal von Korinth ist laut diversen Quellen ca. 6,3 km lang, was uns dann doch etwas verwundert, da es irgendwie nicht nach sechs Kilometern aussieht, aber was soll’s wird sicher schon mal einer gemessen haben. Wir glauben es einfach und beeindruckend ist der Kanal allemal. Der kleine Abstecher hat sich noch gelohnt und wir übernachten noch einmal auf einem Campingplatz auf der Peloponnes, um am nächsten Tag, dann endlich einmal ein paar Kilometer zu machen und wieder in Richtung Norden zu kommen.

Unser eigentliches Ziel ist die Vikos – Schlucht im Pindos – Gebirge, unser heutiges Zwischenziel ist erstmal Ioannina am Pamvotida – See. Hier wollen wir eigentlich nur eine Nacht auf dem Campingplatz, am vollkommen verseuchten See, verbringen und erwarten nicht allzuviel von der Stadt. Zu unserer Überraschung ist Ioannina eine hübsche Stadt mit einigen Sehenswürdigkeiten, hübschen Gassen, gemütlichen Café’s und Tavernen und auch wenn das Wasser des Sees in den verschiedensten Grün- und Türkistönen schimmert und fürchtlich müffelt, kann man doch recht nett spazieren gehen. Nur in Berührung mit dem Seewasser sollte man wohl eher nicht kommen. Der Campingplatz liegt ca. 2 km entfernt von der Innenstadt von Ioannina und da es nicht so heiß ist beschließen wir einen kleinen Spaziergang mit den Hunden zu machen, einen Kaffee trinken zu gehen und mal zu schauen, was die Stadt so zu bieten hat. Wir unterhalten uns noch darüber, dass es sicher bald ein Gewitter geben wird und ziehen los in Richtung Stadt. Natürlich haben wir angesichts des nahenden Gewitters mal wieder an alles gedacht. Unsere Stühle lassen wir draußen stehen , damit sie auch gleich richtig nass werden. Die Markise haben wir lieber nicht abgespannt, damit sie bei einer ordentlichen Windböe auch richtig ans fliegen kommt. Und die Zeltplanen am Aufstelldach haben wir offen gelassen, damit es auch ungehindert ins Auto regnen kann.

Manchmal sind wir zwei auch echte Knalltüten. Es kam wie es kommen musste, das Gewitter wurde konkreter, es fing an zu stürmen und zu regnen und wir kamen direkt in Wallung. Die zwei unsportlichsten Menschen, die wir kennen, flitzen nun also zurück zum Campingplatz, um ihre Habseligkeiten vor der völligen Durchnässung zu retten, dass muss ein super Anblick gewesen sein. Zum Glück kennt uns hier keiner. Es soll ja Leute geben, die das freiwillig und zum Spaß machen und es joggen nennen, ich nenne es einfach Selbstmord. Fix und fertig kommen wir und die armen kurzbeinigen Hundemädels also am Auto an und können Schlimmeres verhindern. Die Stühle, naja, die sind eben erstmal nass, aber drinnen ist es noch trocken und auch der Markise ist glücklicher Weise nichts passiert. Mal wieder haben wir mehr Glück als Verstand gehabt. Den Rest des Abends machen wir alle fünf nur noch die absolut nötigsten Bewegungen und fallen bei Zeiten in ein, glücklicher Weise, trocken gebliebenes Bettchen.

Für die nächsten zwei Nächte haben wir im Örtchen Monodendri, im Pindos – Gebirge, ein Hotelzimmer gebucht. Hier in der Gebirgsregion gibt es keine Campingplätze und angesichts der hier lebenden Bären haben wir nicht den Mut wild zu campen. Idyllische Plätze dafür gäbe es genug, wir trauen uns aber eben nicht allein. Vom Ort Monodendri ist es nur ein kleiner Spaziergang zum Kloster Paraskevi, aus dem 15. Jh., von hier hat man einen sicheren Aussichtspunkt in die atemberaubende Vikos – Schlucht.

Diese steht seit 1997 als tiefster Canyon der Welt im „Guinness Buch der Rekorde“. Die Schlucht ist 900 Meter tief, mit einer maximalen Breite von nur 1100 Metern, dieses Verhältnis von Tiefe und Breite ist hier auch das ausschlaggebende Kriterium für den Eintrag ins Buch der Rekorde. Beeindruckend und landschaftlich ein absolutes Highlight ist die Schlucht auf jeden Fall. Die Gebäude der Bergdörfer in der Region haben einen einzigartigen, charakteristischen Baustil. Sie sind aus hellgrauem Bruchsteinmauerwerk erbaut und ihre Dächer mit grauen Steintafeln gedeckt, alle Baumaterialien sind aus dem Gestein der sie umgebenden Berge. Die unzähligen Wege und Pfade durch die Berge, die früher, die einzige Verbindung der Dörfer untereinander waren, führen über beeindruckende Steinbogenbrücken, die überall in der Region zu finden sind. Wir machen einen Spaziergang zu einem weiteren, beeindruckenden Aussichtspunkt in die Vikos – Schlucht, schauen uns einige Steinbogenbrücken in der Region an und fahren einfach eine Runde durch die großartige Bergwelt. Ein schöner Tag mit angenehmen Temperaturen und nach der Peloponnes eine wunderbare Abwechslung für Auge und Seele.

 

 

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