Henning, der „gelbe Engel“ auf dem Tomorri
Schweren Herzens trennen wir uns vom wunderschönen Ohrid – See und verlassen Nordmazedonien in Richtung Albanien. Unser nächstes Ziel, der Tomorri – Rundweg bei Berat und anschließend weiter durch die albanische Bergwelt von Corovoda nach Permet.
Wir übernachten auf einem zauberhaften Campingplatz in der Nähe von Berat und am folgenden Morgen ziehen wir los in Richtung Tomorri. Unsere Fahrt führt uns einige Kilometer, auf mal mehr und mal weniger gutem Asphalt, entlang des Flusses Osum bis zum Einstieg in den Tomorri – Rundweg.
Der Weg steigt auf den nächsten, ca. 17 km kontinuierlich an bis auf eine Höhe von ca. 1500 m. Hier ist der Kulmak – Pass erreicht und wir genießen den Ausblick auf die unendlich scheinende Bergwelt Albaniens.
Die weiteren 7km Fahrstrecke bis auf den Gipfel in ca. 2380 m Höhe schenke wir uns und machen lieber eine Rast mit Picknick und Hundeentertainment auf einer gemütlichen Bergwiese am Pass.
Nach der Pause sind alle fünf gestärkt und zufrieden. Es kann also weitergehen. Unser Weg führt uns wieder langsam, aber stetig, ca. 35 km die Berge hinab. Nach ca. 10 Kilometern steht in einer Kurve vor uns ein Dacia Duster Mietwagen. Offensichtlich genießen die Insassen den Ausblick in die Berge, was ja durchaus verständlich und in Ordnung ist. Wir machen kurz auf uns aufmerksam, damit sie an die Seite fahren können und wir vorbeikommen. In der Kurve wollen sie uns Platz machen, dabei sehen wir, dass ihr linker Vorderreifen schlicht nicht mehr als Solcher zu erkennen ist. Der Reifen ist nicht nur platt, der Gummi ist komplett zerfetzt. Wir geben dem Fahrer zu verstehen, dass er halten soll und erklären ihm, dass der Vorderreifen hinüber ist. Die Beiden, ein Paar aus England, haben offensichtlich noch nicht einmal bemerkt, dass sie da ein Problem haben und sind sichtlich verwirrt. Da wir sie hier oben natürlich nicht einfach mit ihrem Problem stehen lassen und der Mietwagen zum Glück ein Ersatzrad an Bord hat, ist mein „gelber Engel“ Henning flugs dabei und wechselt den Reifen am Dacia, damit sie ihre Fahrt fortsetzen können.
Wir sind jedoch schon ein bisschen darüber erstaunt, wie sie es bis hier her geschafft haben. Klar ist der Tomorri – Rundweg keine anspruchsvolle Offroadstrecke, aber das scharfkantige Gestein ist für normale Straßenreifen schon eine Herausforderung und man muss schon ein Stück weit blauäugig oder komplett schmerzbefreit sein, um seinem Mietwagen so eine Strecke an zu tun. Auf jeden Fall hoffen wir, dass die Beiden heil und ohne weitere Panne zurück nach Berat gekommen sind, schließlich hatten sie noch mindestens 20 Kilometer Rumpelstrecke vor sich, bis sie wieder Asphalt unter die geplagten Reifen bekamen. Die Strecke endet bei Corovoda an einer alten Steinbogenbrücke.
Hier haben wir wieder Asphalt unter den Reifen und fahren weiter in Richtung Permet. Einige Kilometer hinter Corovoda endet der Asphalt und wir tauchen erneut ein, in die Bergwelt Albaniens. Inzwischen ist es Nachmittag geworden und wir beschließen uns ein gemütliches Übernachtungsplätzchen auf der Strecke zu suchen. Zwei entgegenkommende deutsche Motorradfahrer haben einen Tipp für uns und wir halten Ausschau nach dem von ihnen empfohlenen Übernachtungsplatz. An der beschriebenen Brücke werden wir fündig und richten uns häuslich ein. Der Platz ist perfekt und hat sicher schon mehrfach als Camp gedient. Eine Feuerstelle ist bereits vorhanden, die letzten Bewohner haben auch noch Feuerholz da gelassen, das wird ein gemütlicher Abend. Henning macht sich direkt an die Zubereitung des Abendessens. Es gibt Outdoor – Spaghetti Carbonara, im Grunde genauso lecker wie Indoor – Spaghetti Carbonara, nur eben draußen. Wir lassen den Abend bei einem Lagerfeuer und mit reichlich albanischem Rotwein ausklingen und verbringen eine ruhige und entspannte Nacht.
Am nächsten Morgen setzen wir gemütlich unseren Weg durch die Berge fort. Nach 1,5 Stunden haben wir wieder Asphalt unter den Rädern und so kommen wir unserem Tagesziel, dem Meer, näher. Nicht, dass wir gestresst wären, aber jetzt wollen wir faul sein und entspannen und dafür heißt unsere erste Adresse immer … DENIS! Ein paar Tage in der Bucht von Livadh rumfaulen und baden, am Abend nicht kochen und lieber lecker essen gehen, Weinchen und Raki genießen, da lässt sich nur schlecht was dagegen einwenden, also steht der Plan für die nächsten Tage fest. Wenn das Meer ruhig ist und wir Bock haben, dann packen wir nochmal das Paddelboot aus, aber nur nicht zu viel Aktivität.